Ja, wir haben auch männliche Kamerunschafe abzugeben.
Doch nun möchten wir mal kurz etwas abschweifen und unsere Philosophie eines Züchters erklären und unseren Standpunkt erläutern.
Uns als Züchtern ist der Erhalt der Rasse, die Festigung und Weiterentwicklung guter und positiver Rasseeigenschaften sehr wichtig. Dem gegenüber steht, dass wir natürlich versuchen, schlechte Eigenschaften auszumerzen und sie aus dem Genpool zu eliminieren.
Nun gibt es schlechtere Eigenschaften, über die man gelassen hinweg schauen kann, weil sie das Schaf an sich nicht gesundheitlich beeinträchtigen oder gar schädigen und ihm Leiden und Schmerzen verursachen.
Aber es gibt auch diese schlechten Eigenschaften, die das Leben eines Schafes, gerade, wenn es älter wird, erheblich negativ beeinflussen können. Und dazu gehören bei uns elementar die Hornstellung bei Böcken und das Fundament (Stellung und Festigkeit der Gliedmaßen) bei weiblichen und auch männlichen Schafen.
Doch genau diese beiden, sehr wichtigen Kriterien lassen sich bei Lammböcken im jungen Alter von wenigen Monaten ledigtlich erahnen und nur sehr wahge vorhersehen. DAS ist der Grund, warum wir Lammböcke nur sehr ungern abgeben, bzw. wenn, nur an Züchter, die das Böckchen erstmal noch wachsen lassen möchten und erst dann springen lassen, wenn sie sich ihrer Sache sicher sind und der Bock eine gute Entwicklung durchgemacht hat.
Unsere Zuchttiere erfüllen diese guten Kriterien. Nun kann man sagen, dass es ja dann eigentlich glasklar ist, dass das, was an Nachzucht da heraus kommt, auch gut sein muss.
NEIN, so ist es eben nicht! Die Wahrscheinlichkeit, dass, wenn die Eigenschaften der Elterntiere gute sind, auch die Nachzucht diese guten Eigenschaften hat, ist zwar um ein Vielfaches größer, doch man kann sich nie ganz sicher sein.
Auch wir haben die Erfahrung schon machen müssen, dass ein Lammbock, der gut da stand, auf einmal in der Entwicklung doch einen Weg eingeschlagen hat, den wir nicht wollen. Also scheidet er bei uns aus der Zucht aus, bzw. wird er erst gar nicht dafür eingesetzt. Diese Verantwortung haben wir, und die hat in unseren Augen JEDER, der Tiere vermehrt, egal welche es sind.
Die vergangenen Zuchtjahre haben gezeigt, das Kamerunschaf-Böcke oft ganz schöne „Spätzünder“ sein können, was das Wachstum und die körperliche Entwicklung anbelangt. Die Mutterlämmer sind doch öfter schneller groß und erscheinen wie eine Kamerunschaf-Aue. Mag natürlich auch mit daran liegen, dass sie nicht bereits nach 3 Monaten von ihren Müttern weg müssen. Doch Lammböcker über diese Zeit hinaus in der Mutterherde zu belassen, ist riskant. Auch diese Erfahrung haben wir schon gemacht. Und zack, da waren 2 Auen tragend und haben Lämmer zur Welt gebracht, gezeugt von etwas über 3 Monate alten Lammböcken. Denn was das anbelangt, sind Kamerunschafe weiß Gott keine Spätzünder!
Für uns erscheint es „anmaßend“, einen Lammbock als „Zuchtbock“ zu inserieren und ihn im Alter von gerade mal 3 oder 4 Monaten mit einem guten Gewissen zur „Zucht“ zu verkaufen, nur weil er eine tolle Scheckung hat oder einem seltenen und begehrten Farbschlag angehört. Leider ist das in der Kamerunschaf-Szene sehr weit verbreitet und wir als Züchter werden oft stark kritisiert, wenn wir diese Machart kritisieren oder nur mal Hinweise geben, dieses Handeln einmal zu überdenken.
Und das ist dann das, was wir „Vermehren“ nennen, nicht züchten!
Auch wir haben DIESE Schafe, die einfach total zahm sind, verschmust, eine tolle Farbe haben und man möchte sie nicht gleich schlachten. Kein Problem, dann dürfen sie auf der Weide glücklich sein und fressen und ein kleiner Onkel sein für die abgesetzten Lammböcke oder Tante für die Mutterlämmer, ABER wir vermehren nicht mit ihnen!
Wir möchten niemanden maßregeln, sondern wir möchten zum Nachdenken anregen, das eigene Handeln zu hinterfragen.
Am liebsten geben wir männliche Tiere im Jungbock-Alter ab. Dann sind sie zwischen 1 und 2 Jahren alt und man kann ihre Hornstellung und ihren Körperbau schon gut und aussagekräftig beurteilen. Sind sie gut entwickelt, lassen wir uns auch die Abgabe mit einem 3/4 Jahr gefallen.
Züchter, die bisher Böcke bei uns käuflich erworben haben, wissen, dass wir für sie potenziell interessante Böckchen auch bei uns aufwachsen lassen und wenn ihre Entwicklung weit genug ist und immer noch alles passt, werden sie abgeholt.
Wir denken, dass das fair ist, den Kamerunschafen gegenüber und auch unseren Kunden. Denn wir möchten, dass am Ende ALLE zufrieden sind, die 2 und 4 Beine haben!
Ihre Kamerunschafzüchter aus Leidenschaft
Ingo und Vanessa Eckhardt